Interview mit Anna Elisabeth Schilling

Interview mit Anna Elisabeth Schilling

Autorin und Illustratorin von "Malva und das verborgene Atelier" Anna Elisabeth Schilling hat ein paar Fragen zu ihrer Person und dem neuen Kunstsachbuch für Kinder, das am 15.07.2025 im maauwikids Verlag erschienen ist, beantwortet. 

Interview vom 20.7.25

Anna Elisabeth Schilling, Autorin, Illustratorin
Bildbeschreibung: Anna Elisabeth Schilling in ihrem Atelier. 

Stell Dich doch einmal kurz den Leser:innen vor: 

Mein Name ist Anna Elisabeth Schilling, und wer mich kennt, weiß:  

Klar, ich bin ziemlich ähnlich der NANA im Buch. Aber ein froschgrünes Mofa habe ich nicht und leider auch kein geerbtes Atelier. Also: Was man nicht selber hat, kann man sich aber ausdenken und ausmalen...

Ich habe immer wahnsinnig gerne gelesen (Germanistik studiert) und leidenschaftlich gerne gezeichnet (Kunst studiert) und das dann an Schüler weiter vermittelt (an bayrischen Gymnasien).

Meine ehemaligen Schüler fanden den Kunstunterricht bei mir ziemlich cool, das hörte ich gerade wieder, als der Vater solcher Schüler das Malva Buch kaufte.

Könnt ihr euch vorstellen, was es für eine Nana-Oma bedeutet, zusammen mit ihren 14 Enkeln ein Buch zu machen? Das ist wirklich ganz grandios! Und es steckt ja noch mehr darin!

Wie kamst Du auf die Idee zu dem Buch?

Wichtige Stationen meines Lebens habe ich schon immer gerne in Wort und Bild dokumentiert.

Das waren dann Geschenke für Familie und Freunde.

Es gibt schon ein Buch mit Zeichnungen zum Ausmalen, das das Leben der Familie Schilling in Südafrika (1983-88) illustriert. Und auch ein Buch für die nach und nach schulreif gewordenen Enkel zum ABC lernen mit Zeichnungen und Knittelversen zu jedem Buchstaben. Daran arbeite ich weiter.

Als meine älteste Enkelin Matilda sich zum siebten Geburtstag Aquarellfarben wünschte, kam ich in Schwung: So kostbares Material kann man einem Kind nicht einfach hinstellen. Da braucht das Kind eine hilfreiche Anleitung. Oje – ich hatte nur noch eine Woche Zeit bis zum Geburtstag! Aber Matilda bekam ein kleines Tutorial als Büchlein mit Aquarellskizzen von mir. Später wollte ich dieses „Versuchskaninchen“ in Ruhe ausarbeiten.

Mein Abschied aus dem Schulleben und die Entschleunigung durch Corona haben das Projekt unterstützt.

Das Buch ist als Vier-Generationen-Projekt entstanden. Wie kam es dazu?

Tochter Hannah, die -  auch bedingt durch Corona -  eine selbständige Verlagsagentur ins Leben gerufen hatte, regte an, meine Buchidee viel professioneller zu gestalten. Was für eine Chance!

Gerade hatte ich mit allen meinen Enkeln im Rathaus in Zorneding eine Ausstellung gemacht –  https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/zorneding-anna-schilling-rathaus-ausstellung-apartheid-1.5591520

Und jetzt wurde ich herausgefordert, das Buch RICHTIG zu machen.

Dazu hatte ich Lust!!! Und die Enkel sind natürlich auch wieder mit von der Partie!

Es rührt mich, Gedanken fließen auch zurück.

Mein Vater hat mir meinen Weg geebnet mit Bildern, die er allüberall aquarellierte. Mein Kindleben war mit seiner Kreativität bereichert. Jetzt hole ich seine Aquarell-Studien, die er im hohen Alter in der Sommerakademie in Trier so systematisch (als Naturwissenschaftler) gemalt hat, mit ins Buch.

Das erlebe ich wie ein Geschenk, wir sind uns wieder ganz nah -  vier Generationen!   

Anna Elisabeth Schilling und ihr Vater Albert Schmillen
Bildbeschreibung: Anna Elisabeth Schilling als Kind mit ihrem Vater, Prof. Dr. Albert Schmillen. Foto privat.

Was wünschst Du Dir für das Buch?

Natürlich wünsche ich mir, dass meine jüngeren und älteren Leser:innen berührt sind von der Spannung und der Freude am eigenen Tun: Das Motz überwinden, in Bäume klettern, Pfannkuchen backen oder Marmelade kochen, mit Farben hantieren, mit Gewürzen … jaja...und halt Lust haben am Malen! Sich darüber mit Freunden austauschen, darüber schreiben, reden -   Selber sinnlich erfahrbare Spuren in Worten, Bildern oder Tönen setzen heißt doch die Lebenszeit ein Stück weit verewigen.

Welche ist Deine Lieblingsstelle im Buch?

Ich hänge mit Herz und Seele am ganzen Buch. Die Lieblingsstellen im Buch finden meine Fans, oder?

Wie fandest Du die Zusammenarbeit mit der Lektorin und die Textarbeit am Buch? 

Es war wieder so wie während des Studiums – wunderbar – das Zuhören, Gedankenaustausch, Spüren, dass jemand intensiv mitdenkt, gute und sehr wohlmeinende Tips zu bekommen. Neue Perspektiven wahrnehmen, so dass sich der eigene Gedankenraum ganz weit öffnen kann. Meine Lektorin Christina hat mich buchstäblich „begriffen“, meine kreativen Nerven enorm herausgefordert und beflügelt. Mit der von ihr angeregten Rahmenhandlung tauchten meine Protagonistinnen auf und wollten was erleben – toll!  Dafür danke ich Christina Herr sehr! 

Dieses ist Dein erstes Buch. Gab es im Laufe der Buchentwicklung etwas, das Dich überrascht hat, das Du so nicht erwartet hast?

Meine „Achillesferse“ ist schon immer der Umgang mit Konventionen, Regeln, Normen. Ich passe mich notgedrungen an, habe aber lieber die Intuition als das Diktat in mir. So war es zunächst sperrig und überraschend für mich wie viele und unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen sind, wenn man ein Buch gestaltet und auf den Markt zu bringen versucht. Konkret: Mir wurde erst jetzt bewusst, wie nachdrücklich und konsequent Aspekte der Diversität auch in unseren Kinderbüchern unbedingt berücksichtigt werden sollten und – besonders – wie kritisch das Augenmerk auf den Umgang mit KI im Kinderbuchsektor gerichtet sein muss. Unsere authentischen Texte und persönlich gestalteten Illustrationen müssen wertgeschätzt und geschützt werden!  

Anna Elisabeth Schilling malt
Bildbeschreibung: Anna Elisabeth Schilling in ihrem Atelier beim Malen eines Aquarells. Foto: Hannah Habertag

Wie hast Du die Charaktere bildlich entwickelt? Hattest Du gleich eine genaue Vorstellung, wie Malva und ihre Oma und auch die anderen Charaktere aussehen würden? 

Das ist eine alte Weisheit aus der Antike. Platon – wenn ich ihn recht verstanden habe – sprach von der Idee, die man in sich trägt und dann eine entsprechende Erscheinung im Leben sozusagen durch die zu Grunde liegende Idee wiedererkennt. So habe ich meine Bildvorstellungen, meine Ideen und nähre sie mit den mir so innig vertrauten Erscheinungen meiner Kinder, Enkel, mit all dem, was mein Herz berührt. Alle Gestalten der Blumen, der Räume, der Gegenstände, natürlich der Kinder sind ja schon lange in mir drin – ich male sie bloß raus. 

Gibt es andere Menschen, aus Deinem Umfeld, die Du mit eingearbeitet hast? Wenn ja, verrätst Du es uns? 

Ohja, aber ich bin mir nicht sicher, ob diese Personen erkannt werden wollen? Jedenfalls ist die Musikwissenschaftlerin Dr. Lina ein Ebenbild und Andenken an meine liebe Lina in Südafrika. Und auch meine Patentochter Christiane habe ich ins Buch reinrollen lassen.

Und – wie man sieht – alle meine Enkel und Kinder stecken irgendwo in den Bildern drin.

Lina Malva und das verborgene Atelier. . Christiane im Rollstuhl, Malva und das verborgene Atelier
Bildbeschreibung: 2 Aquarelle von Anna Elisabeth Schilling, die als Illustration für das Kunstbuch "Malva und das verborgene Atelier" entstanden sind. 

Du bist jahrzehntelang Kunstlehrerin gewesen. Wie kamst Du zu Deinem Beruf?

Oje, ich hatte eine schreckliche Schulzeit! Und da mein Idealberuf Ärztin nicht klappte, wegen zu schlechter Noten, wählte ich das mir sehr nahliegende Studium der Kunst – da war ich schon als Kind immer gut und hatte Lust, zeichnerisch Räume zu beleben mit Tieren und Sachen und Menschen, Phantasiewelten zu gestalten.

Und dann entschied ich, Kunstlehrerin zu werden, es in der Schule besser zu machen. Und das hat dann auch wirklich gut geklappt. Ich freue mich, dass viele, sehr viele meiner Schüler:innen einen kreativen Beruf gewählt haben.

Wolltest Du schon immer ein Buch schreiben und/ oder illustrieren?

Tatsächlich habe ich schon für die Püppchen in meiner Puppenstube klimperkleine Bücher zusammen genäht und mit Textchen voll gekritzelt. Und so oft es ging, kamen Texte und Bilder in irgendwelche Heftchen oder auf die Pappbuchstaben...

Es ist eine Frage der freien Zeit, einer sehr kostbaren Zeit, ob ein Leben neben dem Alltäglichen sich in Worten und Bildern entwickeln kann. Diese Zeit wünsche ich mir!

Anna Elisabeth Schilling mit ihrem Buch "Malva und das verborgene Atelier"
Bildbeschreibung: Anna Elisabeth Schilling sieht ihr Buch zum ersten Mal, als es aus dem Druck kommt. Foto: Stephanie Glas. 

Vielen Dank für das schöne Interview!  

 

Das Buch "Malva und das verborgene Atelier. Eine Entdeckungsreise durch die Welt der Farben" ist Anna Elisabeth Schillings erstes Buch.  

Es ist ein Kunstsachbuch für Kinder ab 10 Jahren und alle Menschen, die gern kreativ sind oder kreativ arbeiten. Es besteht aus einer schönen Oma-Enkelin-Rahmenhandlung, in der die 12jährige Malva mit ihrer Oma "Nana" zusammen ein altes Atelier aufräumen und Nana ihrer Enkelin dabei ganz viel beibringt über Farben, Licht und Schatten, Aquarelltechniken, Tipps und Tricks, aber auch über Kunstbegeisterung, Ideenfindung, Kreativität und Fantasie. 

Diese sachlichen Teile sind in informativen Sachbuchtexten mit vielen kunsthistorischen und handwerklichen Infos vereint. 

Außerdem gibt es Briefe, die Malva an ihre beste Freundin Rafi schreibt, und in denen sie das Erlebte und Erlernte noch einmal aus Kindersicht reflektiert und kommentiert. 

Zu guter Letzt gibt es auch noch in jedem Kapitel Mitmach-Aufgaben, die den Lesenden als Anregung dienen sollen, gleich zu Pinsel und Farbe zu greifen und sich am Malen zu üben.

Im Anhang gibt es außerdem ein Glossar, das die verwendeten Fachbegriffe noch einmal übersichtlich auflistet und als Nachschlagewerk genutzt werden kann. 

So ist ein wunderschön illustriertes, liebevoll erzähltes und sehr informatives Sachbuch entstanden, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern anregt, dieses Wissen gleich kreativ umzusetzen. 

"Malva und das verborgene Atelier. Eine Entdeckungsreise durch die Welt der Farben". Ab sofort überall erhältlich, wo es Bücher gibt. 

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1 Kommentar

ich durfte anna schilling über monate im buchprojekt “malva und das verborgene atelier” als interessierte freundin beobachten. diese nähe zum entstehen eines so wunderschönen kunstbuches hat mir gezeigt, mit wieviel engagement, kreativität, einfallsreichtum und unermüdlichem schaffen anna gearbeitet hat. sowohl der text als auch die aquarelle sind das ergebnis eines kreativen lebens.

gabriele pollard

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