Klischeefrei - was heißt das eigentlich?

Klischeefrei - was heißt das eigentlich?

maauwikids schreibt sich auf die Fahnen, dass alle Produkte klischeefrei, kunterbunt und kreativ sind. 

Mir persönlich sind diese Werte sehr wichtig. Aber immer wieder merke ich, dass viele Leute gar nicht wissen, was klischeefrei eigentlich heißt. Deshalb will ich in diesem Artikel mal ein paar Hintergründe, Beispiele und Tipps zur Umsetzung geben, wie ihr als Eltern euer Kind klischeefrei im Leben begleiten könnt - und warum eigentlich. 

Definition klischeefrei

Ein Klischee ist eine "eingefahrene, überholte Vorstellung" (Duden), eine "pauschalisierte, nicht hinterfragte Vorstellung" (DWDS). Das Wort stammt vom französischen "clichée" = "Abklatsch".

Klischeefrei heißt im Umkehrschluss also, dass versucht wird, die gängigen Vorstellungen, die festgefahrenen Rollenbilder zu hinterfragen und letztendlich zu durchbrechen. 

Wir alle haben Klischees im Kopf

Die Klischees im Kopf fangen schon an, bevor ein Kind geboren ist. Das ist bei uns allen so, weil wir alle mit diesen Klischees aufgewachsen sind. Umso wichtiger, sich das bewusst zu machen. Immer wieder. Klischees sind nicht von Gott gegeben oder von Natur aus da. Sie sind gelernte Konstrukte, die wir alle verinnerlicht haben. 

Kaum wurde eine Schwangerschaft sichtbar, wurde ich gefragt: "Und, wird's ein Junge, oder ein Mädchen?" Nach der Geburt trudelten niedliche Geschenke in hellblau oder rosa ins Haus. Viele schienen schon zu wissen, welchen Charakter unser Kind haben wird, bevor es geboren war.

"Oh Gott - 2 Jungs - das wär mein absoluter Horror" war einer der Kommentare, die ich in meiner Zwillingsschwangerschaft hören musste. Aha - Jungs sind also schrecklich?! 

"Oh wie süß, eine kleine Prinzessin." Mädchen sind also süß und werden sich wie Prinzessinnen benehmen?!

"Na, der wird Euch ordentlich auf Trapp halten". Jungs sind wild und anstrengend?!

Wir Menschen haben also schon bestimmte Vorstellungen im Kopf über einen Menschen, einfach nur, weil dieser Mensch männlich oder weiblich ist. 

"Männer sind stark". "Frauen kümmern sich einfach gern". "Mädchen können nicht gut Mathe". "Puppen sind nichts für Jungs". "Männer verdienen das Geld". "Frauen sind emphatischer als Männer"....und so weiter und so fort. 

Klar, es gibt Männer, die stark sind. Es gibt aber auch Männer, die nicht stark sind. Es gibt Männer in allen Möglichen Varianten :-) 

Klar, es gibt Frauen, die sehr emphatisch sind. Es gibt aber auch Frauen, die nicht emphatisch sind. Es gibt Frauen in allen Möglichen Varianten. :-) 

Und dann gibt es auch noch viele Menschen, die sich gar nicht in die Kategorie Mann oder Frau pressen lassen wollen und auch die gibt es in unterschiedlichsten Varianten. :-) 

 

Wie lernen Kinder, wie sie sich verhalten? 

Kinder kommen auf diese Welt und müssen sich anpassen. Lernen. Abschauen. Verstehen. Kopieren. Spiegeln. Ausprobieren. Fehler machen. Reaktionen erkennen. Verhalten anpassen. 

Wenn also z.B. einem kleinen Jungen von Anfang an gezeigt, gesagt und vorgelebt wird, dass er wild, laut, stürmisch, frech und neugierig sein darf (und falls er es nicht ist, ihm gespiegelt wird, dass er sich aber nicht wie ein typischer Junge verhält), wenn auf Klamotten, die offensichtlich für Jungs gemacht wurden, wilde Tiger, brüllende Bären und Worte wie "Action", "Abenteurer", "kleiner Held" oder ähnliches steht und wenn in Kindermedien die Väter reparieren, arbeiten, stark und sportlich sind und immer einen lustigen Kommentar abgeben, wenn Männer hart und stolz sind, ehrgeizig sind, gewinnen wollen, sich durchsetzen....dann erkennen kleine Jungs schon im Kleinkindalter: Aha - so soll ein Junge sein. So ist ein Mann, wenn er erwachsen ist. Und auch die Dinge, die Männer NICHT tun, werden gesehen. Staubsaugen? Baby wickeln? Oma im Rollstuhl herumfahren? Weinen? Sensibel sein? Angst haben? Das wird männlich gelesenen Charakteren in (Kinder)Büchern oft nicht zugedacht, oder es wird jedenfalls oft nicht gezeigt. 

Und natürlich prägt das dieses Kind. 

Ich frage mich: wie soll ein Junge, der so aufwächst, der schon vor seiner Geburt von Freunden und Verwandten als "starker Kerl", als "Schaffer", als "Held" gefeiert wird, später eine gleichberechtigte Beziehung führen? In der Aufgaben nach Talent und Vorlieben gleichberechtigt aufgeteilt werden und nicht das Geschlecht vorgeschoben wird, um unliebsame Aufgaben nicht machen zu müssen. "Männer können das einfach nicht so gut". "Frauen können das viel besser". "Das ist nix für Männer". "Das ist Frauenarbeit"...? 

Wie sollen Männer, die diesen Klischees NICHT entsprechen mit einem gesunden Selbstbewusstsein aufwachsen, ohne sich ständig "falsch", "anders", "unmännlich" oder "fehl am Platz" zu fühlen? 

(Ich habe dies nun am Beispiel eines Jungen beschrieben, das Gleiche gilt natürlich für Mädchen andersherum ebenso. )

 

Kinder klischeefrei begleiten

Gleichberechtigung leben

Viele junge Menschen streben heutzutage eine gleichberechtigte Beziehung, Partnerschaft und Elternschaft an. Eine ausgeglichene Aufteilung zwischen Erwerbsarbeit und Care-Arbeit. Viele von uns Eltern leben es auch schon in vielen Familien vor: beiden Elternteile arbeiten, beide teilen sich Aufgaben im Haushalt und in der Care-Arbeit, natürlich sollen unsere Töchter studieren dürfen, oder unsere Söhne sich entscheiden können, Erzieher in einer Kita oder Ballett-Tänzer zu werden, wenn sie das möchten.

Und trotzdem finden wir rosa Strampler für Baby-Mädchen soooo niedlich und stecken ihnen hübsche Schleifchen ins Haar, wollen eine Umgebung schaffen, in der vieles weich und lieblich und pastellfarben ist. 

Und trotzdem finden wir hellblaue Strampler für Baby-Jungs soooo hübsch und lassen sie mit blau, grün oder grauen Rasseln spielen, die wie Autos oder Flugzeuge aussehen, raufen wild mit ihnen und kaufen T-Shirts, auf denen "Echter Kerl" draufsteht oder "Mädels, zieht euch warm an!"

Mir ging es auch so! Ich fand viele der Mädchen-Kleider soo hübsch und niedlich und hätte sie am liebsten in meiner Größe gehabt (gab aber nicht) :-) Aber ich verstehe inzwischen, dass die Farbe rosa und all dieses niedliche Gedöns drum herum eben nicht nur eine Farbe ist...aber dazu mehr weiter unten...

 

Kleinkindern klischeefrei begleiten 

Jetzt fragst du dich vielleicht: "Ok, ja. Ich will schon, dass meine Tochter später die gleichen Chancen hat, wie mein Sohn und ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der Gleichberechtigung herrscht. ABER: das hat doch nix mit Spielzeug oder Babykleidung zu tun...das entwickelt sich alles ja viel später erst!"

Und da muss ich leider sagen: FALSCH!

 

Spielzeug / Klamotten /Gendermarketing

Für welches Geschlecht steht rosa? Und für welches Geschlecht steht hellblau? 

Ein kleiner Junge wird geboren. Schenkst du ihm einen rosa Strampler mit Blümchen drauf? Natürlich nicht! Der ist doch für Mädchen! Aha!

Genau! Wir sind von der Gesellschaft und dem Gendermarketing schon total eingeeicht auf diese zwei Systeme: rosa - Mädchen. hellblau - Jungs. 

Zwei schöne Farben. Ich brainstorme mal kurz: 

Rosa - Mädchen - Puppen - Einhörner  - Träumen - mit Freundinnen abhängen - Basteln - Glitzer - Nagellack - Hübsch machen - Wellness - lieb sein - niedlich - lieblich - Lego Friends

Hellblau - Jungs - Bagger - Autos - Dinosaurier - Abenteuer - Action - Outdoor Spaß - Sport - Fußball - rumrennen - Werkzeuge - hart sein - was aushalten können - sich beweisen - entdecken - Eisenbahn - Baukästen - Experimente - Lego Technik

Ich könnte ewig so weiter machen. Was kommen dir spontan für Gedanken in den Sinn, wenn du an rosa oder hellblau denkt? 

Merkst du, wie sehr die Spielsachen, mit denen unsere Kleinsten spielen ihre spätere Rolle in der Gesellschaft vorhersagen? Mädchen kümmern sich gern (Lehrerin, Erzieherin, Ärztin, Pflegerin, Kosmetikerin...) - Jungs entdecken gern (Ingenieur, Unternehmer, Wissenschaftler, Sportler...)

 

Ich könnte mich jetzt auslassen über den absoluten Wahnsinn, den die Spielzeug-Industrie in unsere Köpfe pustet, aber das würde diesen Blogbeitrag sprengen. 

Wer sich dafür interessiert, kann viel Interessantes darüber z.B. bei klische.esc  lesen, einem gemeinnützigen Verein, der sich mit "verschiedenen Projekten und Aktionen an unterschiedliche Zielgruppen" richtet, "immer mit dem Anliegen, für die Präsenz limitierender Rollenbilder zu sensibilisieren und über ihre Folgen aufzuklären."

Aber soviel muss ich noch sagen: es hat eine riesige Auswirkung auf das Selbstverständnis eines Jungen und eines Mädchen, wie sie begleitet werden, welche Vorbilder wir ihnen sind, welche Spielsachen wir Eltern ihnen kaufen...etc. und es hat eben auch eine Auswirkung auf die Berufswahl und die ganze Gesellschaft. 

Im nächsten Abschnitt gebe ich dir einen kleinen Exkurs zum Thema "Auswirkungen von Rollenbildern auf die Berufswahl". Wem das zu viel Text ist, der kann gleich weiter runter hüpfen zu den konkreten Tipps für Eltern, die ihre Kinder gern klischeefrei begleiten möchten. 

 

Auswirkungen von Rollenbildern auf die Berufswahl von Jungs und Mädchen

Die Initiative Klischeefrei, eine Initiative zur Berufs- und Studienwahl, schreibt auf ihrer Webseite: "Die Berufsbildungsforschung zeigt: viele Jugendliche schließen Berufe und Studiengänge von vornherein aus, weil sie vermeintlich nicht zur eigenen Geschlechtszugehörigkeit passen. Dieses Berufswahlverhalten trägt in Deutschland zu einem stark nach Geschlecht aufgeteilten Arbeitsmarkt bei, fast so, als gäbe es tatsächlich Berufe nur für Männer oder Frauen. Doch Berufe haben kein Geschlecht und Menschen sind vielfältig. Ihre Stärken und Fähigkeiten sind individuell angelegt, ganz unabhängig davon, welcher Geschlechtergruppe sie angehören."

Der Frauenanteil ist besonders hoch in Berufen im Gesundheitswesen, im sozialen und hauswirtschaftlichen Bereich. Männer gibt es sehr viel häufiger in technischen und handwerklichen Berufen.  

Die Initiative Klischeefrei formuliert Vorteile einer klischeefreien Berufs- und Studienwahl

  • "Individuum: Sich im Beruf selbst verwirklichen zu können, sorgt für persönliche Zufriedenheit und Lebensqualität. Geschlechterklischees schränken die freie Entfaltung der Persönlichkeit ein.
  • Wirtschaft: Eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft ist darauf angewiesen, dass alle jungen Menschen ihre Fähigkeiten einsetzen und weiterentwickeln können. Dadurch werden die vorhandenen Potenziale genutzt. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber erhalten vor Ort eine größere Auswahl an geeignetem Personal. 
  • Gesellschaft: Eine geschlechtergerechte Berufs- und Studienwahl bietet Chancen für alle. Menschen, die im Beruf zufrieden sind, sind seltener krank und wechseln seltener den Arbeitgeber. Sie ermöglicht Frauen und Männern wirtschaftliche Unabhängigkeit und eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe."

maauwikids ist stolz, offizieller Partner der Initiative Klischeefrei zu sein und sich mit seinen Produkten für eine klischeefreie Kindheit einzusetzen. 

 

Konkret klischeefrei begleiten - Tipps für Eltern

Was bedeutet das alles nun konkret für mich als Elternteil? 

Wenn wir wollen, dass Männer und Frauen irgendwann tatsächlich gleichberechtigt sind, Beziehungen auf Augenhöhe führen, in der Gesellschaft Aufgaben gleich verteilt übernehmen und ausgeglichen repräsentiert sind....

...sollten wir Eltern bei unseren Kindern schon von Klein auf versuchen, Klischees abzubauen und klischeefrei zu begleiten. 

...sollten immer wieder die von der Gesellschaft festgesetzten Rollenklischees hinterfragen und mit unseren Kindern besprechen. 

...sollten wir bewusst konsumieren, d.h. auch bewusst Kleidung, Medien und Geschenke einkaufen, die klischeefrei sind. 

...sollten wir immer wieder im Gespräch andere Menschen auf die einengende Rollenzuschreibung hinweisen und die Auswirkungen aufzeigen. Besonders Kitas, Kindergärten und Schulen haben leider noch einen hohen Nachholbedarf und es ist wichtig, dass Eltern eine klischeefreie Bildung einfordern, damit sich hier die Strukturen ändern können. Infos dazu, inkl. ganzer Medienpakete gibt es auch bei klische.esc und der Initiative Klischeefrei. 

...sollten wir bewusst klischeefreie Produkte/Plattformen/Vereine unterstützen. Z.B. Britta Kiwit von @avalino.diversity, die eine Petition ins Leben gerufen hat und ein Verbot von Gendermarketing in der Spielzeugindustrie fordert! Spanien hat das schon vorgelebt. In Deutschland kriegen wir das auch hin. Bitte bitte!!!

Soooo unterstützenswert. 

Oder eben klische.esc und alles, was Almut Schnerring und Sascha Verlan so machen. Folgt der @rosahellblaufalle auf Instagram oder schaut euch die Beiträge von @seiten.verkehrt an - Mega!

Klischeefrei heißt Wahlfreiheit haben

Noch einmal zusammengefasst:

  • Klischees haben wir alle im Kopf. Sie sind aber nicht Gott gegeben, sondern gelernt.
  • Gender-Klischees engen ein. Sie sehen nur 2 Geschlechter mit jeweils bestimmten Verhaltensweisen und "erlaubten" Charakteristika. 
  • Menschen sind aber vielseitig. Unterschiedlich. Bunt. Und Kinder erst recht, denn sie sind noch nicht so vorgeprägt von der Gesellschaft. 
  • Damit Kinder in einer Gesellschaft aufwachsen können, in der sie nicht von Geburt an in Schubladen gesteckt werden, braucht es klischeefreie Spielwaren & Kindermedien und Erwachsene, die sie klischeefrei begleiten. 

          Denn dann haben sie eine echte WAHL. 

  • Klischeefrei heißt nicht, dass Paul nicht mit Autos spielen darf. Wenn Paul Autos liebt, darf er natürlich damit spielen! Klischeefrei heißt, dass wir Paul verschiedene Spielzeuge anbieten und ihn selbst WÄHLEN lassen. Und ihn nicht komisch angucken, oder nachfragen, ob er das "wirklich will", wenn er mit einem Prinzessinnenkleid in die Kita geht. 
  • Klischeefrei heißt nicht, dass Anna nicht mit ihrem geliebten Glitzer-Einhorn spielen darf. Klischeefrei heißt, dass Anna aus verschiedensten Spielsachen WÄHLEN darf. Und dass sie nicht aufgefordert wird "sich wie eine Lady zu benehmen", wenn sie mal wütend, trotzig oder bockig ist.  

maauwikids bietet klischeefreie Erinnerungsbücher

maauwikids schreibt sich auf die Fahnen, klischeefrei, kunterbunt und kreativ zu sein. Und deshalb sind unsere Bücher für ALLE Kinder, in allen möglichen Farben und lassen immer Raum für individuelle Ideen.

Sie geben Kindern eine große Wahlmöglichkeit. Sie geben wenig vor und lassen viel offen. Denn jeder Mensch ist anders und das ist auch gut so.

Hier findest du die Freundschaftsbücher von maauwikids.

Und hier geht's zu den klischeefreien Tagebüchern für Babyzeit und Schwangerschaft, für alle Familienformen, mit viel Freiheit für eigene Gedanken, Gefühle und Erinnerungen. 

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Tipp: Wer sich für Care Arbeit und Mental Load interessiert, sollte mal die Bücher vom Autor:innen Duo Almut Schnerring und Sascha Verlan lesen. Absolute Augenöffner! 

 

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